Kapitel 9

Es kommt immer anders als man denkt

„Ich werde euch so schrecklich vermissen, ihr zwei!“, meint Lalita, drei Wochen später, mit Tränen in den Augen und umarmt ihre Freundinnen abwechselnd. „Ich werde euch auch vermissen!“, stimmt Priya ihr zu und umarmt dann auch Shierley. „Wir telefonieren aber. Das werden unsere Eltern uns ja wohl nicht verbieten!“, meint Shierley mit Tränen gefüllten Augen. „Natürlich. Außer sie wollen uns in unsere Zimmer einsperren und behalten!“, lacht nun Lalita um etwas Stimmung zu bringen. „Das kann ich mir bei meinen sehr gut vorstellen!“, meint Priya und die drei beginnen zu lachen.

Die 3 Wochen sind viel zu schnell verflogen, denn außer auf die Schule konnten sich die drei auf nichts anderes konzentrieren. Während dieser Zeit hat Priya Arian nur selten gesehen oder mit ihm geredet.
Mag er mich überhaupt? Liegt ihm irgendetwas an mir? Vielleicht bin ich ja auch nur wieder einer dieser Mädchen, mit denen er gerne spielt...“, diese und ähnliche Gedanken hatte Priya schon die ganze letzte Zeit. Wieso denkt sie überhaupt an ihn (?), er kann ihr doch eigentlich egal sein. Genug Gründe findet sie um ihn nun zu vergessen, doch dafür könnte es jetzt bereits zu spät sein.

Die drei gehen aus ihrem Zimmer und Lalita schließt hinter ihnen die Zimmertür ab. Auf dem Pausenhof verabschieden sich die drei und gehen jeder in eine andere Richtung.

Priya ist nach über eine Stunde endlich vor ihrem Elternhaus angekommen und geht nun, mit dem Koffer in der Hand, zur Eingangstür. An dieser angekommen klingelt sie und wartet bis ihr jemand diese öffnet. Und keine Minute später öffnet Shena ihr die Tür, hinter ihr steht Bindiya. „Papa, Mama! Priya ist wieder da!“, ruft Bindiya freudig ins Haus zurück während Shena ihre große Schwester umarmt. „Gott, hab ich dich vermisst!“, meint Shena und löst sich von ihr. „Das haben wir wohl alle!“, kommt nun Priyas Vater in den Flur, in Begleitung seiner Frau. Shena lässt Priya erst mal ins Haus eintreten und schließt hinter ihr die Tür, Priya umarmt wären dessen ihre Eltern. „Priya, mein Kind. Du bist wunderschön geworden! Hat dir das schon jemand gesagt?“, meint ihre Mutter mit Tränen in den Augen. „Das muss meine Tochter doch auch sein. Aber deine Mutter hat recht. Aus der kleinen Priya ist nun eine große, junge, hübsche Frau geworden!“, sagt ihr Vater stolz und streicht seiner Tochter übers Haar. „Danke...“, meint Priya etwas klein laut, die Komplimente ihrer Eltern machen sie wahnsinnig glücklich und zum Beweis lächelt sie ihre Eltern dankbar an.  „Wir müssen mit dir reden, aber das nicht mehr heute! Gewöhne dich erst mal wieder ein wenig ein. Wir können Morgen in Ruhe darüber reden. Bring deine Sachen rauf in dein Zimmer und dann kannst du runter kommen. Wir möchten wissen, wie es in der Schule läuft und dann kannst du etwas essen!“, meint dann ihr Vater. Priya nickt einverstanden und geht dann die Treppen hinauf, gefolgt von ihren Schwestern. „Ich hoffe mal, ihr habt mein Zimmer nicht zu einem Abstellraum gemacht!“, scherzt sie noch.

„Meinst du sie wird der Hochzeit zustimmen, Rajesh?“, fragt Geeta ihren Mann und blickt verträumt die Treppen hinauf. „Wieso nicht? Sie ist unseren Regeln schon früher gefolgt. Und da wird sie es in so einer Sache sicher auch tun.“, antwortet Rajesh sicher.

Priya tritt in ihr Zimmer. Shena und Bindiya nehmen gleich darauf auf ihrem Bett platz. Priya legt ihren Koffer auf das Bett und öffnet ihn, während sie dabei ist ihre Sachen in den Schrank zu räumen reden ihre Schwestern auf sie ein. „Was hast du in den Ferien vor?“, fragt Bindiya neugierig und grinst ihre ältere Schwester neugierig an. „Ich hab nichts bestimmtes vor, wieso? Ich möchte mich etwas von dem Schulstress ablenken, sonst eigentlich nichts!“, entgegnet Priya mit einem Lächeln. „Falls du nicht von etwas anderes abgelenkt wirst...“, meint Shena flüsternd und blickt aus dem Fenster. Dann steht sie vom Bett auf und setzt sich auf das große Fensterbrett um von dort auf die Straßen zu sehen. „Was meinst du damit? Warum redet ihr zwei so geheimnisvoll? Gibt es etwas, was ich wissen sollte?“, stellt Priya eine Frage und dreht sich mit den Händen in die Hüfte gestemmt am Schrank zu ihren Schwestern um.  „Wo denkst du hin?“, versucht Bindiya sich und ihr Schwester da heraus zu halten. „Lass es Bindiya, das hilft uns auch nicht. Priya wir werden dir zwar nicht sagen, was uns beschäftigt aber das brauchen wir auch nicht! Das werden Mama und Papa dir schon noch sagen!“, meint Shena dann. „Komm, Bindiya lass uns runter gehen. Beeil dich Priya und komm dann nach!“, meint sie dann noch, zieht ihre jüngere Schwester vom Bett und geht mit ihr wieder runter zu ihren Eltern. Priya räumt noch ihre letzten Sachen weg und geht dann ihren Schwestern hinterher.

„Setz dich, mein Kind!“, fordert Rajesh seine Töchter dann auf, nachdem sie im Wohnzimmer angekommen ist. Sie blickt zu ihren Schwestern die sie mit einer Mischung aus Trauer und Verständnis in den Augen anschauen, doch weiß Priya nicht warum. „Mein Kind, wir haben Morgen Abend Besuch und wir möchten dich bitten, dass du anwesend bist!“, redet dann sein Vater weiter. „Wenn ihr das wünscht, werde ich natürlich anwesend sein! Und Mama, wenn du Hilfe bei irgendetwas, für Morgen Abend brauchst kannst du mich gerne fragen. Ich werde dir gerne helfen!“, meint Priya und schaut dann zu ihrer Mutter, die ihr ein dankendes Lächeln schenkt. „Aber nun, meine Liebe erzähl uns doch wie es deinen Freunden geht und wie es in der Schule läuft!“, wechselt dann ihr Vater das Thema und lächelt seine Tochter an. Priya nickt und beginnt zu erzählen.


*****


„Sanjay komm mal eben runter!“, ruft seine Mutter nach ihm. Sanjay geht die Treppen hinunter und kommt im Wohnzimmer zum Stehen. „Was ist den Mutter?“, fragt er dann und lehnt sich an den Türrahmen. „Ich hab dir nichts zu sagen, mein Sohn. Aber dafür dein Vater!“, meint seine Mutter und deutet mit einem Kopfnicken auf ihren Mann. „Sanjay, haben du und deine Freunde für Morgen Abend etwas vor?“, fragt Baldev und schaut von seiner Zeitschrift auf um anschließend wieder auf die Zeitung zu schauen „Nicht das ich wüsste. Wieso denn?“, fragt Sanjay und verschränkt die Arme vor der Brust. Baldev faltet die Zeitung zusammen und legt sie dann neben sich auf den Tisch. „Wir sind Morgen zum Abendessen eingeladen!“, meint er dann klärend. „Ja und? Ihr könnt da gerne hingehen. Was hat das denn mit mir und meinen Freunden zu tun?“, will Sanjay weiter wissen und zieht die Stirn in Falten. „Wir werden da auch hingehen und Suhana, Arian und du werden uns begleiten. Denn wir gehen dort nicht wegen uns hin.“, entgegnet Baldev und schaut seinen Sohn ernst an. „Na schön. Meinetwegen!“, stöhnt Sanjay auf und steckt nun die Hände in die Hosentaschen. „Darf ich wieder rauf gehen?“
„Aber ja doch! Morgen um 19:00 Uhr seit ihr fertig!“, erklärt Baldev knapp und steht vom Sessel auf. „Geht in Ordnung. Ich sage den anderen Bescheid!“, meint Sanjay nur und wendet sich dann zum Gehen um.

In Arians Zimmer findet er dann beide auf. Arian steht am Fenster und starrt hinaus während Suhana mit ihm redet und dabei am Lachen ist. „Was ist den hier los? Hab ich etwas verpasst?“, fragt Sanjay neugierig und stellt sich neben Suhana. „Als du weg gegangen bist fing Arian an zu sprechen als wäre er ein Poet, natürlich bemerkte er das nicht. Doch glaub mir, es ist geil ihm zu zu hören. Er macht das echt gut. Und so professionell. Ich weiß nicht wie er das hin bekommt!“, meint Suhana leicht lachend und hält sich die Hand vor den Mund, um nicht laut los zu lachen. „Ach, hör nicht auf sie. Sie erzählt nur Unsinn. Ich habe nur das gesagt, was ich gedacht habe!“, verteidigt sich Arian nun etwas beleidigt. „Da siehst du mal, was Priya alles mit ihm angestellt hat!“, meint Sanjay nur. Suhana muss nur mehr lachen, nickt zustimmend, doch Arian dreht sich mit einem Mal um. „Wie kommst du jetzt auf Priya?“, fragt er überrascht. Seit Tagen ist dieser Name nicht mehr gefallen und er hatte nicht damit gerechnet ihn gerade jetzt zu hören.
Plötzlich sieht er ihr Gesicht vor sich und ihr Lächeln, doch versucht er das Bild schnell wieder aus seinen Gedanken zu löschen.
„Das ist doch eindeutig, mein Lieber!“, entgegnete Sanjay und lächelt seinen Freund viel sagend an. Arian kann darauf nichts antworten, denn er weiß das sein Freund recht hat und aus diesen Grund dreht er seinen Freunden wieder den Rücken zu, denn er will nicht das sie es merken. Hinter seinem Rücken fangen Suhana und Sanjay dann plötzlich an sich zu necken - um sich nah zu sein, versteht sich.
Als Arian sich umdreht um sich wieder zurück auf sein Bett zu setzen hören die zwei blitzschnell auf. „Ihr könnt mit euren Liebeleien ruhig weiter machen. Ich hab damit kein Problem!“, meint Arian kühl und lässt sich auf sein Bett sinken. „Was für Liebeleien? Ich hab keine Ahnung wovon du sprichst!“, meint Sanjay und hebt unschuldig die Hände in die Höhe. „Mir braucht ihr nichts vormachen. Ich bin weder dumm noch blind!“, sagt Arian und richtet sich etwas auf, um seine zwei Freunde zu betrachten. „Ach das glaubst auch nur du! Aber wisst ihr was, lasst uns das Thema wechseln!“, meint dann Sanjay und gesellt sich zu seinen Freund aufs Bett. „Was für eine Idee. Ich stimme zu!“, meint Arian und lässt nun noch etwas Platz sodass auch Suhana sich dazu setzten kann.
„Ich soll euch von meinem Vater ausrichten, dass ihr euch für Morgen Abend nichts vorzunehmen habt!“, meint dann Sanjay. „Wieso?“, fragen Arian und Suhana wie aus einem Munde. „Er sagt wir seien zum Essen eingeladen.“, meint er und zieht Suhana nun liebevoll in seine Arme. „Ich hatte eh nichts vor!“, entgegnet Suhana lächelnd und spielt mit Sanjays Hemd. „Wisst ihr, dass ihr zwei ein echt süßes Paar abgebt?“, meint Arian nun lächelnd.


*****


„Priya, Liebling. Geh schon mal hinauf und zieh dich um!“, lächelt Geeta, am nächsten Nachmittag, ihre Tochter liebevoll an und fordert sie auf aus der Küche zu gehen. „Darf ich dir dabei helfen, was passendes heraus zu suchen?“, fragt Bindiya neugierig und steht vom Küchentisch auf. „Ja, hilf deiner Schwester. Und du Shena geh hinterher. Ihr zwei könnt euch dann auch gleich fertig machen!“, meint ihre Mutter und wendet sich wieder dem Abendessen zu. „Ist gut, Mama!“, meint Shena und geht den zwei andren hinter her.

Oben geht Priya in ihr Zimmer und Shena und Bindiya gehen sich in ihrem Zimmer erst einmal selbst umziehen. Nach wenigen Minuten sind Priyas Schwestern bereits fertig und treten nun in Priyas Zimmer ein.

„Hast du immer noch nichts?“
„Gott du bist unmöglich, nie kannst du dich entscheiden!“
„Ach, wenn ihr nur hier seit um mir zu sagen, dass ich zu lange brauche, dann sucht ihr doch etwas aus! Ich weiß doch nicht wer kommt und zu welchem Anlass. Aber ihr scheint ja mal wieder über alles Bescheid zu wissen! Nur zu sucht ihr mir einen Sari heraus!“, fängt Priya dann an zu wettern, dass ihre Schwestern auch immer versuchen alles besser zu wissen. Beleidigt, mit den Armen vor der Brust verschränkt, setzt sich Priya auf ihr Bett und schaut ihre Schwestern finster an.
„Mit reinstem Vergnügen!“, lacht Bindiya auf und ist auch schon am Kleiderschrank und wühlt darin herum. Nach weniger als 3 Minuten dreht sie sich breit grinsend wieder um und reicht Priya einen Roten Stoff.
„Rot? Ich mag kein Rot!“, platzt es aus Shena hervor. „Na dann. Rot ist perfekt! Ich hoffe unsere Gäste sehen mich und ihnen gefällt die Farbe ebenfalls nicht. So werden sie schnell wieder weg sein!“, meint Priya grinsend, springt vom Bett, nimmt sich den Stoff aus Bindiyas Hände und verschwindet im Badezimmer.

„Kinder kommt runter, unsere Gäste sind da!“, ruft ihre Mutter nach einigen Minuten, die die Mädchen in Priyas Zimmer mit Unterhaltungen ihrer letzten Monaten verbracht haben, hinauf.  „Ist gut Mutter, wir kommen!“, antwortet Bindiya und beginnt schon zu lächeln. Priya lässt sich nur widerwillig von ihren Schwestern, die sich jeder an einer ihrer Schultern fest halten, nach unten schieben.


*****


Bevor die Talwas und ihr Anhang allerdings ankommen müssen sie auf Arian warten und dann die Fahrt bestehen.

„Arian, du brauchst länger als Suhana, komm in die Pötte!“, kommt Sanjay in Arians Zimmer gestürzt. „Mensch, Sanjay nerv nicht. Warum muss ich überhaupt mit?“, spricht Arian gequält aus und schaut ihn auch dem entsprechend an. „Vielleicht aus dem Grund, weil meine Eltern denken du könntest das Haus anzünden!? Gott, Arian woher soll ich das denn wissen?“, entfährt es Sanjay. „Na schön. Ich bin eh fertig, lass uns runter deine Eltern warten sicher! Sonst wärst du doch nicht in mein Zimmer gekommen!“
„So ist es.“, stimmt Sanjay zu und geht mit Arian hinunter zu den anderen.

„Papa?“, fragt Sanjay einige Minuten später als sie bereits im Auto sitzen und zu ihrem Ziel fahren. „Ja, mein Sohn?“, fragt ihn sein Vater, als ob er gar nicht wüsste auf was Sanjay hinaus möchte. „Ist das nicht die Umgebung in der die Familie Kapoor wohnt?“, fragt er dann und schaut sich genauer außerhalb der Autoscheiben um.
Arian hingeben schreckt aus seinen Gedanken auf und schaut zu seinem Freund.
„Du hast recht, mein Sohn. Und genau dort wollen wir hin.“, stimmt sein Vater ihm gelassen zu, während er weiter auf die Straße achtet.
Arian macht auf sich aufmerksam, in dem er Sanjay seinen Ellenbogen in die Seite rammt, dieser dreht sich zu seinem Freund. Arian rückt etwas rüber. „Kapoor? Priya Kapoor?“, fragt er dann und wartet auf Antwort. „So ist es!“, antwortet Sanjay knapp.
Arian wendet sich wieder dem Fenster zu, ein unangenehmes Gefühl macht sich ihn ihm breit. „Da stimmt etwas ganz gewaltig nicht!“, denkt er nur.

Sanjay beobachtet seinen Freund dabei wie er aus dem Fenster schaut und sich auf das Schlimmste gefasst macht. Sollte er das vielleicht auch?
Doch bevor er sich die Frage beantworte kann sind sie bereits an dem Haus der Kapoors angekommen. An der Tür klingeln sie und kurze Zeit später wird ihnen bereits die Tür von Priyas Mutter geöffnet. Sie hören wie sie nach ihren Kindern ruft und dann wie einer der Mädchen antwortet, dann betreten sie das Haus. Während Sanjay sich neben Suhana stellt und als letztes Nandini und Baldev eintreten nutzt Arian die Gelegenheit und berührt die Füße von Geeta um anschließend die Hand zum Herzen zu führen. Geeta lächelt ihn entzückt an und fährt im dann über die Wange, ohne das sie es bemerkt ist ihr Arian sofort sympathisch. Und mehr als das wollte dieser auch nicht.

Nun hört man leise die Armreifen die um ein Handgelenk spielen und in einem abwechselndem Klang Fußglöckchen die wie eine angenehme Melodie erklingen. Arian sieht sofort zur Treppe hoch, ohne Zweifel erkennt er in diesem unsicherem Gang den von Priya.

„Warum hab ich mich nur, von euch, davon überreden lassen dieses Geklimper zu tragen?“, zischt Priya, als sie ihre Fußglöckchen hört und fuchtelt nervös mit den Händen an ihrem Sari. „Also ich finde du siehst echt wunderschön aus und ich wette unsere Gäste sehen das genauso!“, meint Bindiya grinsend. „Ich hoffe es nicht.“, meint Priya und blickt nun zu Boden, sie will die Gäste nicht sehen.

Einer von diesen möchte jedoch liebend gern ihr Gesicht sehen und öffnet bereits jetzt den Mund. Ihr Äußeres beeindruckt ihn bereits jetzt schon, obwohl sie immer noch nicht unten angekommen ist.
„Priya, Liebes du kennst doch sicher noch die Familie Talwa und ihren Sohn Sanjay. Dieser hat heute seine Freunde mitgebracht!“, fängt Priyas Vater an. Bei dem Wort 'Freunde' blickt Priya auf und sieht genau vor sich Arian, der seinen Blick einfach nicht von ihr lassen kann.  Sie blicken sich genau in die Augen und bevor sich Priya in den seinen verliert blickt sie mit erröteten Wangen wieder runter auf ihre Hände die nervös zu zittern beginnen. Sie spürt den Blick von Arian deutlich auf sich und aus diesem Grund tritt sie ungeduldig von einem Fuß auf den anderen.

Sanjay und Suhana blicken den beiden interessiert zu. „Echt süß die zwei, oder?“, flüstert Sanjay Suhana so leise zu, dass es außer ihr keiner versteht.
Shena und Bindiya stehen immer noch neben Priya und fangen nun auch an zu grübeln, Priya hat ihnen schließlich schon über Arian geschrieben und ein Bild können sie sich nun selbst machen.
Doch von all dem bekommen die 4 Elternteile nichts mit, aus dem Grund, weil sie aus ganz anderen Gründen hier sind.

„Kinder, kommt wir setzen uns ins Wohnzimmer. Oder wollt ihr lieber im Stehen reden?“, fragt Rajesh und lacht etwas dabei. Widerwillig gehen die Kinder hinter den Eltern in das anliegende Wohnzimmer und setzen sich dort auf die Sofas. Baldev, Nandini, Sanjay, Suhana und Arian sitzen auf dem einen und ihnen Gegenüber sitzen Rajesh, Geeta, Shena, Priya und Bindiya.
Priya hebt kurz den Blick um zu Arian zu schauen der immer noch zu ihr sieht, seine Gedanken sind bereits ganz wo anders.

„Wir hatten nicht vor um den heißen Brei zu reden und so möchten wir gleich zum eigentlichem Thema kommen!“, meint Rajesh, da er seine Frau ungeduldig hin und her rutschen sieht. „Du hast recht. Sanjay, wir haben uns doch letztens schon darüber unter halten!“, meint nun Baldev und sieht seinen Sohn kurz an. „Worüber Papa?“, fragt dieser und blickt fragend zu seinem Vater. „Ach, gib es auf Baldev. Bevor unsere Kinder darauf kommen, sind mir schon unter der Erde. Also Kinder wir 4 hatten letztens ein kleines Treffen und da haben wir beschlossen. Nun ja, beschlossen das Sanjay und Priya heiraten sollten!“, lächelt Rajesh erfreut.

Während die Erwachsenen grinsend nicken und bereits wieder an anderen Themen sind schauen Arian, Sanjay und Suhana auf zu Priya. Diese hingegen schaut zuerst zu Arian, dann zu Sanjay und anschließend wieder zu Arian.
Während die Eltern vergnügt zu lachen beginnen könnte man glatt das Gefühl haben 4 Herzen brechen zu hören.
Und nun wird auch Bindiya und Shena so einiges klar, die Blicke der 4 sprechen Bände.
Um zu sprechen oder irgendwelche Einwende zu sagen haben die 4 weder den Mut noch sind sie im Moment gerade bei klarem Verstand. Keiner von ihnen kann erklären wie es in ihm oder ihr aussieht.

Suhana würde liebend gerne in Tränen ausbrechen und Sanjay würde gerne an die Decke gehen, denn in ihm steigt gerade Wut auf.
In Priya dreht sich alles und nichts will einen Sinn ergeben und auch in Arian fahren seine Gefühle Karussell. Er hat das Gefühl er dreht sich immer im Kreis und es gibt nur ein Ziel und eine Feststellung. Nur eine Antwort gibt es auf all seine Fragen und so langsam muss er sich dieser Antwort stellen. Doch warum wird er sich erst jetzt über seine Gefühle klar? Weil Priya ihm gerade vor seinen Augen entrissen wird und einem anderen in die Arme geworfen wird? Warum sieht er es erst jetzt ein? Weil er sich sein Leben lang davor gesträubt hat? Egal wie er weiter Fragt, die Antwort hat er jetzt. Nun ist er sich endlich sicher, dass er... Priya liebt!

„Wo ist die Toilette?“, fragt er plötzlich, mit dem Blick immer noch auf Priya gerichtet. „Den Flur entlang und dann links!“, antwortet Geeta höflich und lächelt Arian an. „Danke.“, nuschelt dieser und steht von seinem Platz auf. Suhana blickt ihm nach und dann schaut sie zu Sanjay, dieser versucht etwas zu lächeln, doch das gelinkt ihm nicht.

„Ist mit euch alles in Ordnung?“, fragt Nandini und legt ihrem Sohn besorgt die Hand auf die Schulter, schaut erst ihren Sohn an, dann Suhana und dann Priya. Shena und Bindiya schauen ihre Schwester an, die den Kopf gesengt hat. Auch Bindiya hat ihr sonst immer lächelndes Gesicht zu einem traurig wirkendem Blick auf Priya gerichtet. „Sie haben sicher nur Hunger, das Essen ist bereits fertig. Nandini du kannst mir gerne beim servieren helfen!“, meint Geeta.

Als Arian wieder ins Wohnzimmer kommt, sieht er alle auf dem Sofa sitzen, doch er möchte sich nicht mehr setzten. Kurz darauf steht Geeta auf. „Na, wenn Arian wieder da ist können wir uns langsam zum Essen begeben sonst wird es noch kalt!“ Keine Reaktion der Kinder, nur Nandini steht auf um Geeta in die Küche zu folgen und Baldev und Rajesh reden vergnügt weiter.

„Arian, was stehst du da im Raum setzt dich doch noch hin, bevor die Frauen fertig sind!“, fordert Baldev auf. Arian will gerade etwas erwidern, schaut dabei genau auf Priya, doch wird von Geeta unterbrochen. „Das braucht er nicht. Kommt, das Essen wartet nur noch darauf verspeist zu werden!“, lächelt sie. Nun stehen auch die restlichen vom Sofa auf und setzten sich an den großen Tisch. Amüsiert Unterhalten sich die 4 Elternteile, während den anderen der Tag versaut wurde. Bindiya und Shena spielen nachdenklich in ihrem Essen herum und schauen die anderen wissend an, das bemerken diese nicht - denn diese sind in ihren eigenen Gedanken und am Essen.

„Sagt mal Kinder, was spielt ihr mit dem Essen? Seit ihr vielleicht verliebt?“, fragt plötzlich Rajesh an Shena und Bindiya gerichtet. Die anderen blicken nun auf, sie fühlen sich natürlich angesprochen, doch darauf achten die Eltern nicht. Nun blicken die 4 zu Shena und Bindiya die nun zu ihrem Vater schauen und zu lächeln beginnen. „Wir nicht!“, sagen sie dann zweideutig und richten dann den Blick zu den andern. Zuletzt schauen sie zu ihrer Schwester, die die zwei verdattert anschaut. Die Eltern wenden sich wieder dem Essen zu und beachten die 4 anderen immer noch nicht.


*****


Am nächsten Tag scheint es Priya, als sei nichts passiert, sie liegt in ihrem Bett und liest ein Buch. Doch schon ist die Tür aufgegangen und Bindiya und Shena kommen auf sie zu, setzten sich dann auf ihr Bett. Priya tut so als ob sie die zwei nicht gehört hat und schaut weiter hin auf ihr Buch, gelesen hat sie noch keine Zeile von dieser Seite.

„Bist du glücklich?“, fragt plötzlich Shena und schaut Priya durch dringlich an.
Nun blickt Priya von ihrem Buch auf. „Wie meinst du das? Natürlich bin ich glücklich! Gäbe es Gründe es nicht zu sein?“, fragt sie und schaut dann auch Bindiya kurz an. „Du hast recht, dafür gibt es überhaupt keine Gründe! Obwohl vielleicht ein oder zwei kleine!“, meint Shena und spricht das 'überhaupt' negativ aus. „Und die wären?“, fragt Priya und schaut kurz zur Seite. „Ähm, zum einem: Das du gestern kein 'Ja' gesagt hast. Und zum anderen: Das dein Herz bereits jemand anderem gehört!“, meint dann Shena und verschränkt die Arme vor der Brust. Sie sieht Priya mit wissendem Blick an und schaut kurz zu ihrer andern Schwester. Diese hört den zwei interessiert zu. „Ach, ja? Ich bin nicht verliebt!“, streitet Priya ab und steht vom Bett auf. „Nein, du doch nicht. Tut mir echt leid Priya, aber Blicke sagen manchmal mehr als Worte!“, entgegnet Shena und steht nun auch vom Bett auf. Sie schaut ihrer Schwester auf den Rücken, denn diese hat sich an die Wand gelehnt um aus dem Fenster zu schauen. „Ich will euch ja ungern stören...“, fängt Bindiya an und steht auch vom Bett auf. „Aber wir sind nur gekommen um dich zum Frühstück zu holen, Priya!“, beendet sie dann. „Sie hat recht. Aber Priya, du weißt auch, dass keine Antwort auch eine ist!?“, spricht Shena bedrückt aus und geht dann mit Bindiya aus dem Raum. „Wir sagen, Mama und Papa, dass du gleich kommst!“, fügt sie dann noch hinzu. Priya dreht sich zur Tür und eine einzelne Träne sucht sich den Weg über ihre Wange. Sie hebt die Hand um sie weg zu wischen, schaut dann auf die Träne und fragt sich warum sich diese den Weg aus ihrem Auge gesucht hat.
Dann folgt sie ihren Schwestern, hinunter in die Küche.

„Guten Morgen, Priya. Setz dich!“, meint ihre Mutter freudig und deutet auf den freien Platz. „Guten Morgen!“, meint Priya knapp und lässt sich auf dem Stuhl nieder.
„Liebling, was hältst du von ihm?“, fragt plötzlich Rajesh und schaut zu seiner Tochter. „Von wem?“, fragt sie und schaut über den Tisch, irgendwie hat sie überhaupt keinen großen Hunger. „Na, von Sanjay! Du hast gestern nichts gesagt, als wir euch davon erzählt haben!“, meint Rajesh. Priya schaut zu ihren Schwestern, diese wussten natürlich das ihr Vater das fragen wird, und blickt sich dann in der Küche suchend um. „Papa, du wirst schon wissen was du tust. Du wolltest immer nur das Beste für mich!“, antwortet sie dann, halb so wie sie es gemeint hat.  Nach Beendung des Satzes steht sie auf und geht zum Kühlschrank. „Du hast recht. Ich habe bis jetzt immer das Richtige gemacht. Und wenn du mir das sagst möchte ich hoffen, dass du Recht behältst!“, meint er dann lächelnd. Priya öffnet den Kühlschrank und holt sich etwas Orangensaft heraus, mit dem sie dann zurück zum Tisch geht. Sich dort ihr Glas nimmt und dieses mit Orangensaft füllt, anschließend stellt sie den Orangensaft wieder in den Kühlschrank. Am Tisch nimmt sie sich das Glas. „Ich werde wieder in mein Zimmer gehen. Ich hab kein Hunger, tut mir leid!“, sagt sie im Gehen und hat nicht weiter auf das Gesagte ihres Vaters gehört.

„Gattin, glaubst du wir tun wirklich das richtige?“, fragt Rajesh und schaut hinter Priya her. Seine zwei andern Töchter schauen ihre Eltern interessiert an. „Gatte, ich glaube, dass werden wir noch früh genug sehen. Wir können nicht versuchen Gedanken lesen zu wollen, wenn Priya diese Hochzeit nicht möchte muss sie uns das selbst sagen!“, antwortet seine Frau und steht dann von ihrem Platz auf. „Beeil dich, Rajesh. Du musst gleich zur Arbeit.“, meint sie noch. „Habt ihr es gut, Kinder. Ihr habt Ferien, diese wünsche ich mir auch!“, meint er dann. Seine zwei jüngsten beginn nun belustigt zu nicken. „Wir sehen uns heute Abend, meine Lieben!“, ruft er im Flur noch nach hinten und ist danach auch schon aus der Tür verschwunden.


*****


Arian!!!“, schreit Suhana und schmeißt die Tür hinter sich zu. Mit verschränkten Armen und einem gewissen funkeln in den Augen steht sie in Arians Zimmer. Dieser schreckt unter der Decke hervor und fasst sich an sein pochendes Herz. „Allah! Was ist denn?“, meint er dann. „Nichts, ich wollte dich nur wecken!“, entgegnet sie dann und beginnt zu grinsen. Arian greift nach seinem Kopfkissen. „Verschwinde auf der Stelle aus meinem Zimmer! Zum Glück bist du nicht meine Freundin. Die Vorstellung täglich so wach zu werden...“, beginnt er dann. Suhana fängt das Kissen, bevor es sie trifft, doch lässt es wieder fallen nach Arians Worten und so hört dieser auf zu reden. Er steht vom Bett auf und geht auf Suhana zu, diese hat den Blick gesenkt. Als er vor ihr steht ergreift er ihr Kinn, sodass sie zu ihm aufsehen muss. „Es tut mir leid. Das war nicht so gemeint. Für dich ist es sicher nicht einfach!“, meint er dann mit bedrückter Stimme und schließt seine Freundin in die Arme. „Das ist es nicht. Was geschehen soll geschieht. Es tut nur so weh! Ich weiß, dass Sanjay mich liebt, doch wie sollen wir das seinen Eltern sagen?“, sagt sie dann mit heiserer Stimme. „Wenn Gott will, dass ihr zusammen kommt dann werdet ihr das auch. Weder seine Eltern können daran etwas ändern, noch die Hochzeit zwischen ihm und... Priya!“, meint er, flüstert Priyas Namen und wendet sich danach abrupt ab. Er geht auf das Bad zu und tut so als ob er rein gar nichts falsches gesagt hat, dass hat er zwar auch nicht doch in Suhanas Augen hört sie Worte von Arian die sie noch nie gehört hat, zu mindestens nicht auf so eine Art und Weise.

„Wo wir gerade davon sprechen. Glaubst du nicht, dich betrifft die Sache genau so!?“, spricht sie ihn dann an und blickt auf seinen Rücken. Arian bleibt im Türrahmen, des Bads stehen und lehnt sich leicht dagegen. „Nein, nun nicht mehr!“, sagt er dann so kühl wie möglich. Doch selbst er merkt, das sein Gesagtes alles andere als 'kühl' klang. „Das glaubst du doch selbst nicht!“
„Nein! Aber, ich werde nicht mein Herz an etwas verlieren, was unerreichbar ist!“
„Das hast du bereits! Und das weißt du genau so gut wie ich und Sanjay. Arian, du bist zum ersten mal verliebt und nun willst du deine Gefühle leugnen? Das ist unbegreiflich für mich!“
„Ja, ich liebe Priya. Aber liebt sie mich genauso sehr? Ich weiß es nicht. Und um das heraus zu finden, ist es sicher zu spät!“ Arian stockt selber nach seinen Worten. Er hat zum gerade ausgesprochen, was er versucht hat zu leugnen. Die ganze Zeit, seit er Priya begegnet ist. Aber jetzt, nachdem es ausgesprochen ist fühlt er sich gut. Auch, wenn der weitere Gedanke, dass er sie verloren hat, ebenso schmerzt.
„Es ist noch nicht zu spät, Arian. Für die Liebe ist es nie zu spät! Und außerdem, steht die Hochzeit noch nicht ganz fest!“
„Du hast recht. Aber ich bezweifle, das Priya mich liebt. Sie kennt mich zu wenig!“
„Manchmal reicht ein Blick aus um zu wissen das der Gegenüber, derjenige ist mit dem man den Rest seines Lebens verbringen möchte. Und streite es ja nicht ab, dir war es vom ersten Tag an klar, das Priya genau dem entspricht was du dir unter deiner großen Liebe vorgestellt hast! Und...“, will sie beginnen.
Verflucht, Suhana versteh doch. Es ist zu spät! Hörst du, zu spät! Und jetzt geh bitte aus meinem Zimmer, ich will duschen!“, fängt er dann an und hat eine deutlich lautere Stimmlage angestrebt. Er dreht sich kurz zu Suhana und blickt sie an. „Jaaa, zu spät!“, haut er dann etwas heiser und geht ins Bad.


*****


„Da bist du ja Sanjay!“, meint Baldev, er sitzt am Frühstückstisch und liest gerade Zeitung. „Guten Morgen, Papa... Mama!“, meint er und schaut kurz zu seiner Mutter, die ihm ein Lächeln schenkt.
„Und was sagst du?“, fragt Baldev weiter. „Wozu denn?“, fragt Sanjay und schnappt sich ein Toast um dieses mit Butter zu beschmieren. „Na von unserer Priya! Sie ist eine wunderschöne Frau geworden, findest du nicht?“, redet sein Vater weiter und trinkt von seinem Kaffee. „Ja, doch nicht für mich!“, flüstert Sanjay. „Was hast du gesagt?“, fragt sein Vater. Sanjay blickt seinen Vater mit fragenden großen Augen an, dann lächelt er und schmiert weiter sein Toast. „Ach, ich hab nur überlegt, dass sie wahrscheinlich gar nicht für mich bestimmt ist!“  Das er seine Gedanken seinem Vater auf den Tisch legt, hätte selbst er nicht einmal gedacht, doch bereut er sein Gesagtes nicht.  „Mein Sohn, du sprichst in Rätseln! Das musst du mir erklären! Gefällt dir Priya etwa nicht? Oder hat sie Zeichen gemacht die dir sagten, dass sie der Hochzeit nicht zu stimmt?“, fragt sein Vater ratlos. „Ja, sogar sehr deutliche!“, denkt er doch antwortet dieses mal etwas ganz anderes. „Nein doch. Das hab ich nicht gesagt, aber...“, fängt er an. „Aber...?“, hackt sein Vater nach.
Sanjay ist überglücklich, Suhanas Stimme zu hören, die ihn ruft. „Sanjay kommst du, Arian ist fertig!“
„Bin schon da!“, ruft er noch in der Küche, steckt sich das Toast in den Mund steht auf und nimmt es kurz nachdem er abgebissen hat wieder aus dem Mund. „Wartet nicht auf uns! Kann länger dauern!“, meint er dann noch an seine Eltern gerichtet.

„Hab ich etwas verpasst? Ist unser Sohn etwa gegen die Hochzeit?“, fragt Baldev und schaut nach beenden zu seiner Frau. „Das muss er uns selbst sagen. Du wirst ihn wohl kaum dazu zwingen können uns zu sagen, was ihm auf dem Herzen liegt!“, entgegnet seine Frau nur und wendet sich der Hausarbeit zu. Baldev greift wieder zu seiner Zeitschrift und blättert sie auf. „Da wirst du wohl recht haben!...“