Freitag, der Tag vor der Hochzeit
Bereits in ihrem Sari, mit Henna bemalt und mit dem Blick in den Spiegel vor sich, sitzt Priya auf ihrem Bett.
Die Tür ist zu, Suhana hat erst eben das Zimmer verlassen um noch etwas zu holen.
Noch nie sah sie so hübsch aus, kein Mann würde den Blick von ihr nehmen wollen, doch sie selbst sieht ihre Schönheit nicht.
Zwar findet sie auch das sie sehr gut aussieht, sogar besser als bei ihrer letzten Hochzeit, die glücklicher Weise nicht mit ihr statt fand, aber dennoch ist sie nicht wirklich glücklich über das
was sie im Spiegel ihr gegenüber sieht.
Warum kann diese Hochzeit nicht auch einfach mit jemand anderem statt finden, warum kann sie nicht einfach den bekommen den sie will?
Will sie überhaupt noch etwas, vielleicht ein neues Leben?
„...Ich wollte dir nur die Braut zeigen...“, meint Suhana während die Tür aufgeht, dieses erschreckt Priya leicht und sie senkt den Blick.
„Ich dachte Priya sei die Braut!?...“, beginnt Sanjay lächelnd, tritt an Priya heran und blickt zu ihr hinunter.
Diese steht nun mit Hilfe von Suhana auf, den Blick gesenkt und etwas unsicher, nicht wissend was Sanjay meint.
„...Diese Dame hier sieht so hinreißend aus, dass es nicht Priya sein kann!“, beendet er dann.
Fassungslos blickt Priya nun zu ihm auf, Suhana schlägt ihm erbost an die Schulter. „Lass den Scheiß.“, zischt sie noch.
„Ihr zwei versteht mich vollkommen falsch! Priya, du siehst so schön aus, dass niemand glaubt das du es bist! Fass das ja nicht als Beleidigung auf! Du bist eh eine wunderschöne Frau, aber als
Braut siehst du atemberaubend aus!“, spricht Sanjay nun ruhig auf sie ein.
„Hör auf. Ich brauche keine Komplimente. In den letzten Tagen fliegen die Komplimente nur so in diesem Haus herum! Mir ist egal wie ich aussehe! Der Bräutigam soll dahin gehen, wo der Pfeffer
wächst. Ich brauche ihn nicht! Ich brauche niemanden. Nur Abstand von dem ganzen Hochzeitskram!“
Priya ist sichtlich genervt von all dem, was hier gerade passiert, sie braucht gar nichts außer ihre Ruhe um nachzudenken.
Warum will das keiner verstehen?
„Priya, sag nichts was du später bereust! Beruhige dich bitte... Setz dich hin und dann atme einmal tief ein und wieder aus!“, meint Suhana nun und drückt sie an den Schultern wieder
hinunter.
Sie tut was ihr geraten, doch es hilft nichts, sie hat das Gefühl ihr Kopf platz, die Luft zum Atmen wird ihr genommen.
„Das kommt alles sicher von der Aufregung...“, streicht Suhana ihr nun beruhigend über die Schulter und dann über den Rücken.
„Welche Aufregung... Ich will doch gar nicht heiraten!“, entgegnet Priya, nun mehr verzweifelt und hilflos als wütend.
„Vielleicht, glaubst du noch an Wunder...“, zischt Sanjay nun so leise, dass Priya es gar nicht richtig versteht, doch Suhana versteht alles.
„Außerdem... du, bist sicher müde, du musstest heute früh aufstehen!“, meint nun Suhana um Sanjays Bemerkung zu übergehen.
„Ich glaub daran liegt es nicht, wirklich. Ich hab schon seit Tagen so ein komisches Gefühl!“, meint Priya nur und blickt wieder zu Boden.
„Ich kann dich verstehen! Aber...“, will sie gerade anfangen doch da geht die Zimmertür auf.
Es ist Sanjays Mutter. „Ähm, mein Sohn!? Telefon für dich!“, meint sie knapp und hält ihm das Telefon entgegen.
„Ich kann mir schon denken wer es ist! Danke dir, Mama!“, meint er und verschwindet mit dem Telefon wieder aus Priyas Zimmer.
„Priya, du siehst wunderschön aus!“, entfährt es Nandini entzückt und gerührt zu gleicher Maßen.
Priya verdreht nur die Augen, doch das sieht keiner, weil sie den Blick immer noch leicht gesenkt hat.
„Priya, ich möchte ja nicht drängeln... Aber wir haben ja darüber geredet... Also, hast du alles?“, fragt plötzlich Suhana und schaut Priya an.
„Ja, wir können gehen!“, meint Priya nur einverstanden.
„Wir machen es genau wie ich es dir gesagt hab... Ich werde morgen früh kommen und dich abholen, dann gehen wir gemeinsam zum Gebäude von euch aus ist der Weg nicht weit!“, meint Suhana nun und
geht noch einmal alles durch.
Priya stoppt sie einfach, in dem sie Suhana ihre Hand auf die Schulter legt. „Suhana, du hast mir das die letzten Tage mindestens 20 Mal oder mehr erzählt, ich kann es in und auswendig und nun
nicht mehr hören! Also, bitte!... Ich spüre jetzt schon die Blicke von den ganzen Passanten auf den Straßen auf mir!...“
*****
Etwas früher bei Arian
Unten an der Eingangstür stehen Sussan und Karan. „Machs gut, Kumpel! Und viel Spaß“, meint Karan und grinst anschließen.
„Ich werde nicht für immer gehen! Ich komme doch wieder, macht mir ja keinen Aufstand!“, meint Arian und versteht seine Kollegen nicht.
„Ja und!? Wo sollen wir denn morgen hin, wenn nicht zu dir um dich zu ärgern?“, meint Sussan schmollend.
Arian könnte sich glatt vorstellen, dass Sussan gleich auch noch anfängt zu weinen.
Sussan schluchzt einmal gespielt auf, doch am Liebsten würde sie wieder vor Freude total ausflippen, nicht weil Arian geht - nein weil er endlich zurück zu seiner Priya geht.
Allerdings bleiben die zwei stehen während Arian nun zu seinem Taxi geht, seine Tasche in den Kofferraum räumt und dann einsteigt.
„Endlich kommen sie wieder zusammen und keiner der beiden weiß etwas!... Boar ist das aufregend!“, meint Sussan während sie sich an Karans Schulter lehnt.
„Wenn alles klappt.“, wirft Karan Bedenken ein.
„Sei nicht immer so pessimistisch!“, haut Sussan ihm gegen die Schulter
Die zwei blicken dem Taxi nach und nachdem Sussan klar wird was sie hier macht weicht sie von Karan zurück.
Sie geht einfach von ihm weg, Karan weiß zuerst gar nicht wie ihm geschieht, doch dann folgt er ihr...
Als Arian in Goa ankommt zückt er sein Handy und ruft Sanjay an, da er ihn abholen wollte.
Anschließend setzt er sich auf eine Bank und atmet einmal tief ein, lehnt dabei den Kopf zurück an die Wand.
Warum ist er nun doch hier, hier wird er doch nur wieder an alles erinnert…
Priya...
Er hat wenig Zeit zum nach denken, Sanjay steht nun neben ihm und ergreift seine Schulter.
„Sanjay... Schön dich zu sehen!“, meint Arian lächelnd, steht auf und umarmt ihn erst einmal - wie sehr er ihn vermisst hat.
„Das beruht auf Gegenseitigkeit!... Schön, dass du wieder da bist!“, meint Sanjay und grinst hinter seinem Rücken.
„Ich hatte aber nicht vor wieder zukommen und dann zu bleiben...“, meint Arian und greift zu seiner Tasche.
„Morgen ist erst einmal die Hochzeit und dann werden wir weiter sehen!“, meint Sanjay darauf und geht mit ihm nun zum Haus der Talwas.
Unbehagliches Schweigen, nicht weil keiner etwas zusagen hat, sondern weil zu viel zu sagen wäre.
Sanjay weiß genau an was Arian denkt. „Priya wird morgen nur kurz auf der Hochzeit sein, du kannst ihr gerne aus dem Weg gehen! Aber, dass würde dir nichts bringen!“, spricht Sanjay dann
aus.
„Ich will nicht vor ihr weg laufen. Ob ich mit ihr rede ist das andere, ich würde es gerne doch da muss sie mir zuhören wollen!“, entgegnet Arian nun.
„Zum Reden hättet ihr genug Zeit, die gebe ich euch!“, meint Sanjay.
Das Letzte hätte er sich zwar sparen können, doch es soll ja immer noch so aussehen als ob er mit Priya verheiratet ist.
Er weiß, dass er fies ist und es tut ihm auch in der Seele weh, seinen Freund so zu belügen.
Doch es ist nur für sein Bestes...
„Danke, sehr zuvorkommend von dir. Du kannst sie eh nicht allen vorenthalten!“, meint Arian etwas abwesend.
„Wieso nicht?“, fragt Sanjay nun.
„Ach ist doch egal. Lass uns über etwas anderes reden, bitte!“, meint er und blickt nun kurz zu seinem Freund.
Im Haus der Talwas angekommen erscheinen nun Nandini und Baldev im Flur. „Oh, Arian! Schön, dass du wieder da bist! Gott, ohne dich hat hier einiges gefehlt!“, meint Nandini und schließt ihn erst
einmal in die Arme.
Arian weiß gar nicht was los ist und wie ihm geschieht, doch er erwidert die Umarmung erfreut.
Dann tritt er an Nandini vorbei und geht auf Baldev zu, vor ihm bleibt er stehen schaut ihn kurz an und bükt sich dann hinunter um seine Füße zu berühren.
„Wo ist denn Suhana, die Zukünftige Braut?“, fragt Arian lächelnd, nachdem er sich wieder aufgerichtet hat.
„Die ist nur gerade etwas wegbringen! Die müsste gleich wieder hier sein!“, entgegnet Sanjay und sieht nun die fragenden Blicke von Nandini und Baldev.
Er packt Arian an die Schulter, nimmt nun seine Tasche und geht mit ihm rauf in sein Zimmer.
„Was um alles in der Welt ist denn hier passiert? So hab ich es nicht verlassen... Und oh mein Gott, ist das Einbildung oder riecht es hier nach ...Priya!“, meint Arian und schaut Sanjay nun
skeptisch an.
„Ach was, die ist gar nicht hier! Die ist wieder zurück zu ihren Eltern. Außerdem hat sie nur dein Zimmer aufgeräumt, aber das ist schon so lange her!“, versucht Sanjay nun zu erklären.
Und schon hören sie Suhana herauf rennen, dann geht die Tür noch weiter auf und sie rennt auf Arian zu und springt ihm in die Arme. „Oh, wie ich mich freue dich wieder zu sehen... Endlich bist du
wieder da!“, ruft sie erfreut und spürt anschließend wieder die Füße auf dem Boden.
„Hey, Kleines, ganz ruhig. Ich bin nur wegen dir gekommen, schließlich muss ich wissen, wer dich denn mit sich nehmen will!“, entgegnet Arian nun grinsend während Suhana nur den Kopf senkt.
Der wird am nächsten Tag sein Blaues Wunder erleben...
*****
Am Hochzeitsmorgen
„Priya, aufstehen...“, meint Bindiya und steht neben ihr.
Priya liegt seitlich auf ihrer Decke und will eigentlich noch weiter schlafen.
„Bindiya? Was machst du hier? Wer hat dich rein gelassen?“, fragt Priya müde, die Augen immer noch geschlossen.
„Zum Einen, ich wohne in diesem Haus und zum Anderen du sagtest gestern ich soll dich wecken und sieh her: Ich bin hier um dich zu wecken!“
Priya setzt sich in ihrem Bett aufrecht hin und streckt sich, in dem sie die Arme ausbreitet, einmal gähnt und dabei die Augen schließt.
Dann schaut sie zu ihrer kleinen Schwester, anschließend im Raum umher, fasst sich etwas verwirrt an die Stirn und reibt sie sich.
„Tut mir leid, Bindiya! Ich bin wohl noch etwas müde!“, meint sie dann und schmunzelt etwas.
„Es kann sein, dass Suhana jeden Augenblick kommt, du musst also fertig sein!“, lächelt Bindiya und öffnet die Gardinen vor Priyas Fenster.
Die Sonne scheint und läd zum Rausgehen ein, doch was macht Priya... sie hat nichts anderes zu tun, als zu heiraten.
„Du bist mir eine! Findest du ich soll mich noch einmal umziehen? Oder ist es nicht gestattet als Braut so hinzugehen?“, entgegnet Priya und krabbelt vom Bett.
„Priya, dass meine ich nicht! Du sollt nur einfach bereit sein, wenn Suhana gleich kommt.“, meint Bindiya und tritt nun vor Priya.
Sie zupft etwas an ihr herum, sodass ihr Sari wieder etwas glatter wird.
„...Ich wollte nicht das du dich umziehst! Priya du bist wie immer wunderschön! Dem Bräutigam wird Mund und Augen offen stehen, wenn er dich erblickt!“, lächelt Bindiya.
„Ich hoffe und dann läuft er schleunigst wieder aus dem Saal! Dann wird getanzt und gefeiert, weil ich meinen Bräutigam verscheucht hab und endlich weiter leben kann...“, meint Priya nun.
Bindiya hat darauf nicht mehr geantwortet, betrachtet nun einfach ihre große Schwester - wenn sie doch nur wüsste...
„Ich werde wieder runter gehen, Mama und Papa sagen, dass ich dich geweckt hab und weil Mama sicher will, dass du noch etwas isst, werde ich dir gleich etwas bringen...“, erklärt Bindiya mit
einem Lächeln und dreht sich dann zur Tür um.
Priya schüttelt leicht lächelnd mit dem Kopf und verfolgt Bindiya mit ihren Blicken, bis diese den Raum verlassen hat.
Danach setzt sie sich auf ihre Fensterbank, dass hat sie schon lange nicht mehr gemacht - wenn sie nicht hier ist geht das auch schlecht...
Nun hat sie etwas Zeit für sich, etwas Ruhe.
Endlich ist sie mal allein und es wird nicht ständig an ihr herumgefuchtelt.
Sie weiß gar nicht was sie hier macht, am Liebsten würde sie jetzt einfach flüchten.
Zu all dem kommt nun auch noch, dass sie anfängt zu summen, ein Lied was sie nur zu gut kennt.
Es ist genau das Lied, welches sie gehört hat, als Arian den Tag vor ihrer eigentlichen Hochzeit mit Sanjay zu ihr kam und das selbe Lied welches in ihrem Traum erklang, in dem sie mit Arian
zusammen war.
Warum muss sie gerade jetzt an ihn denken, warum ergreifen sie wieder diese merkwürdigen Magenschmerzen, die ihr wohl etwas zu sagen haben?
Eigentlich weiß sie, dass sie den anderen einfach sagen könnte, dass sie diese Hochzeit nicht will, aber warum tut sie es dann nicht?
Hält sie dieses komische Gefühl davon ab?
Oder ist es vielleicht sie selbst?
Ist sie zu müde um sich zu wehren?
Doch schon geht die Tür auf. „Da bin ich wieder und wie ich es gesagt habe Mutter wollte, dass du etwas isst! 'Lass das arme Kind nicht Hungern!' hat sie gesagt!“, kommt Bindiya ins Zimmer, einen
Teller mit den gemachten Süßigkeiten ihrer Mutter in der Hand.
„Das wird dem eh nicht auffallen...“, nuschelt Priya und blickt nun aus dem Fenster.
„...das Essen kannst du gleich wieder mit hinunter nehmen. Ist es überhaupt erlaubt am Morgen vor der Hochzeit zu essen?“, fragt Priya dann.
„Was fragst du mich das? Ich war noch nie verheiratet...“, beginnt Bindiya nun und setzt sich neben Priya auf die Fensterbank.
„Ich auch nicht!“, wirft Priya nun ein, den Blick kurz auf ihre Schwester und anschließend wieder hinaus aus dem Fenster.
„...und ich weiß nur etwas davon, dass man den Bräutigam vor der Hochzeitszeremonie nicht sehen darf!“, beendet Bindiya dann ihren Satz, versuchend Priyas Einwand einfach zu überhören.
„Na, dass ist mir nicht schwer gefallen! Da ich eh nicht weiß, wer sich mit mir eine Ehe antun will, kann mir das auch relativ egal sein!“, zischt Priya nun etwas gelangweilt.
„Ich kann dir versprechen, dass dieser jemand sich eine Ehe mit dir sicher sehr gut vorstellen kann und sie mehr alles andere auch möchte!“, meint nun Bindiya ernst.
„Ach ja, dann soll er sich auf etwas gefasst machen. Ich werde ihm das Leben zur Hölle machen, denn meines hat er dann bereits versaut!“, entgegnet Priya nun scharf.
„Freu dich da mal nicht zu früh, Schwesterherz!...“, grinst Bindiya ihre Schwester nun wissend an...
*****
Am Morgen bei Arian
Gut geschlafen hat Arian nicht, aber zum Aufstehen hat er auch keine Lust, so dreht er sich öfters von einer zur anderen Seite.
Wirre Gedanken schwirren ihm im Kopf umher, ob das daran liegt, dass dieser Duft immer noch im Raum liegt?
Sogar das Bett riecht nach ihr, das kann doch keine Einbildung sein.
Seine Augen sind geschlossen, die Nase am Kissen, zieht er ihren Duft in sich auf, was ihn auf ganz andere Gedanken bringt.
Er wälzt sich nun etwas wütend im Bett umher, schlägt mit den Füßen die Decke vom Körper und schmeißt dann das Kissen vom Bett direkt an die Zimmertür.
Dann geht diese aber auch schon auf und die Person die reinkommt bemerkt, dass etwas an der Tür liegen muss.
Es ist Suhana, die mit einem Lächeln auf den Lippen den Anschein macht, als könne ihr nichts mehr den Tag verderben.
„Guten, Morgen Arian. Sei froh, dass du schon wach bist, sonst wüsstest du ja was ich mit dir angestellt hätte! Bitte mach dich langsam fertig. Ich mach mich gleich auf den Weg und wehe du kommst
zu spät, dass werde ich dir mein Leben lang vorhalten!“, redet sie optimistisch, doch ohne jegliche Gefühle, drauf los.
Sie bückt sich, während sie am Reden ist, hebt das Kissen auf und schmeißt es wieder aufs Bett, sodass Arian es fängt.
„Was hast du denn gemacht? Hast du Fieber, oder einfach keine Lust auf deine Hochzeit? Aber ich finde du siehst heute gut aus... Nur fehlt, da nicht noch einiges?“, entgegnet Arian immer noch
müde, schaut seine Freundin dann aber etwas skeptisch an.
„Denkst du ich will ihm gefallen? Sanjay wollte das ich heirate und nicht ich!“, meint Suhana dann etwas beleidigt.
„Warum bläst du dann nicht alles ab? Ich kann wieder zurück und ihr könnt ohne mich weiter leben. Du... und Sanjay und Priya zusammen!“, meint er dann und quält sich aus dem Bett.
„Du bist echt so naiv und stur. Genau so wie Sanjay, sodass ich dir sagen kann, dass dein schöner Plan nicht funktionieren wird!“, zischt sie nun und funkelt ihn an.
„Suhana, bitte jetzt sei doch nicht so sauer. Wie habt ihr das nur die ganzen 6 Monate aushalten können? Besser, wie hast du es ausgehalten die zwei zu sehen?“, fragt er nun und ergreift ihre
Schultern.
Sie beginnt mit dem Kopf zu schütteln, Tränen suchen sich den Weg zu ihren Augen und dann beginnt sie auf zu schluchzen.
„Das fragst ausgerechnet du? Du, der 6 Monate von Priya getrennt war? 6 Monate getrennt von der Person die dir Grund gegeben hat weiter zu leben?“, meint sie dann und sieht mit verweintem Augen
zu ihm auf.
Sie weint aus verschieden Gründen, zum einen aus Freude, weil sie sich wünscht das Priya und er endlich zusammen finden.
Dann aus Trauer, da sie nicht verstehen kann wie man nur so stur sein kann und sich vor der Liebe versteckt.
Arian kann darauf nichts antworten und kann sie auch nicht lange weinen sehen, seine beste Freundin die sonst immer am Lachen ist.
Einmal hat er sie bis zum heutigen Tag weinen sehen und er hatte sich geschworen sie nie wieder zum Weinen zu bringen und was macht sie jetzt?
Er zieht sie einfach in seine Arme und drückt sie so fest an sich, als ob er sie halb erdrücken will.
„Suhana, bitte hör auf zu weinen. Sonst fange ich auch noch an. Ich hasse es wenn du weinst, dass weißt du, also bitte lache wieder... bitte!“, meint er nun und muss seine Tränen krampfhaft
zurück halten.
Er zieht sie an den Schulter wieder aus ihrer Umarmung und schaut sie fragend an, wischt ihr dann vorsichtig mit der Hand die Tränen unter den Augen fort.
Sie nickt nur zur Antwort und lächelt etwas, dann hebt sie die Hand und wischt sich mit dem Handrücken selbst die restlichen Tränen unter den Augen weg.
„Ich muss mich dann auch mal auf den Weg machen!“, versucht Suhana nun das Thema zu wechseln.
„Ja, geh du nur. Du wirst sicher schon erwartet. Ich werde mich dann mal fertig machen.“, entgegnet Arian einverstanden.
Lächelnd geht Suhana an die Tür und öffnet sie, doch bevor sie aus dem Zimmer tritt dreht sie sich noch einmal zu Arian um.
„Ach was ich noch sagen wollte...“, beginnt sie dann und sie beginnt wieder zu strahlen, als ob sie nie geweint hat.
Genau so kennt Arian sie, er schaut sie nun fragend an und nickt als Zeichen der Neugierde.
„...Ich finde es toll, dass du wieder da bist. Ich hab das Gefühl, nun kann alles wieder gut werden!“, meint Suhana dann ehrlich.
„Das habe ich gestern gesehen, dass du dich gefreut hast. Wollen wir es hoffen, dass du recht behältst was das andere angeht!“, erwidert Arian und ungewollt muss er nun zu lächeln beginnen.
Kurz darauf verlässt Suhana nun sein Zimmer um sich auf den Weg zur richtigen Braut zu machen...
*****
Weiter bei Priya
Priya weiß zwar nicht was das Gesagte ihrer Schwester zu bedeuten hat, doch denkt sich nur ihren Teil.
Sie will sich gar nicht freuen und bis jetzt hat sie es auch noch nicht getan, was heißt, dass sie sich gar nicht zu früh freuen kann.
„Und nun komm her du musst etwas essen...“, beginnt ihre Schwester und nimmt eines der Süßigkeiten in die Hand um Priya zu füttern.
Einverstanden will Priya gerade ihren Mund öffnen, als es unten an der Haustür klingelt.
Bindiya stellt den Teller neben Priya auf die Fensterbank und will nun hinunter rennen um die Tür zu öffnen.
„Ich bin mir sicher das ist Suhana...“, meint sie dann noch und ist auch schon verschwunden.
Gerade steht Priya von ihrer Fensterbank auf da geht schon die Tür auf.
„Morgen, Priya. Hier ist dein Abholservice!“, grinst Suhana, das fiel ihr gerade ein und sie musste es auch sofort los werden.
„Danke dir... Auch noch gut drauf, was?“, meint Priya, zuerst klingt es eher genervt aber nun wird sie etwas ruhiger und lächelt sachte.
„Ja bin ich... Glaub mir, der Tag wird schön!“, entgegnet Suhana wieder optimistisch.
„Ja, für euch vielleicht...“, meint Priya und stellt sich vor ihren Spiegel.
„Ach komm schon Priya... Du kannst doch nicht immer auf depri stellen... Und nun komm wir müssen los!“, unterbricht Suhana Priya, zupft noch mal hinter ihr an ihrem Sari und zieht sie dann an den
Schultern mit aus ihrem Zimmer.
Den ganzen Weg bis zum Saal reden die zwei munter über alles was ihnen einfällt und Priya erwischt sich öfters beim Lachen, was sie eigentlich nicht will.
Angekommen, gehen sie durch den großen Saal die Treppen hinauf und in einen neben Raum.
Der Saal ist viel reicher geschmückt als bei Suhana und Sanjay, doch davon kann Priya ja nichts wissen.
„Da haben sich die Eltern aber Mühe gegeben!“, staunt Suhana nicht schlecht und blickt sich noch einmal um, bevor sie mit Priya den Nebenraum betritt.
Nachdem sich Priya vor den Spiegel setzt blickt sie sich noch einmal an, Suhana steht neben ihr und blickt sie im Spiegel an.
„Priya, dein Bräutigam wird Augen machen... Glaub mir, ihm werden die Worte fehlen!“, erklärt sie dann, anschließend packt sie nach Priyas Schleier und legt ihn so, dass er ihr Gesicht
verdeckt.
Einige Zeit später sind dann auch schon ihre Schwestern angekommen die mit ihrer Mutter nun hinauf in den Nebenraum kommen.
Sie sind alle sichtlich aufgeregt, ihre Schwestern sehen Priya im Spiegel an und grinsen, am Liebsten würden sie vor Freude weinen.
„Ihr entschuldigt mich, ich werde nach unten zu Schwiegervater und den anderen Gästen gehen. Ich bin mir sicher, dass die nicht auf sich warten lassen!“, meint Suhana dann, streicht Priya
aufmunternd über die Schulter und verlässt dann den Raum.
„Sanjay ist noch nicht da...“, ruft nun Geeta ihr hinter her und an der Tür dreht sich Suhana nun zu ihr um.
„Was? Ich hab ihm doch gesagt,... Ach, egal. Der wird was erleben, wenn er kommt!“, meint sie nun leicht sauer und ist verschwunden.
Sie geht die Treppen in schnellen Schritten hinunter und geht auf Priyas Vater und ihre Schwiegereltern zu.
„Schwiegervater... Was soll das?“, fragt sie dann etwas leiser.
„Was denkst du? Arian war noch nie mit der Zeit klar gekommen. Das musst du doch besser wissen als wir!“, entgegnet Baldev achselzuckend und lächelt leicht dabei.
„Mach dir keine Sorgen, sie werden noch rechtzeitig kommen!“, zwinkert er dann und zieht sie zu sich.
Priya weiß nicht mehr weiter, das Lied schießt ihr wieder durch den Kopf und nun kommen ihr auch die Tränen.
Hinter dem Schleier fängt sie nun an zu weinen, da eh keiner ihre Tränen sieht.
Plötzlich hat sie das Gefühl, als ob alles über sie zusammenstürzt, als ob sie alles ein weiteres Mal erlebt.
Doch das will sie nicht, kann sie ihn nicht einfach vergessen?
Sie muss es, denn sie wird ihn nie wieder sehen, nachdem sie verheiratet ist.
Wie wird sie das nur aushalten können, warum vermisst sie ihn gerade jetzt so sehr?
Er soll flüchten, aus ihren Gedanken und aus ihrem Herzen... doch dieses hält ihn fest mit schweren Ketten...
*****
Zurück zu Arian
Sanjay kommt einfach in Arians Zimmer ohne anzuklopfen, was ihn nicht stört denn er hat keine Lust wegen ihm von Suhana eine lange Predigt anhören zu müssen.
„Mensch Junge. Komm in die Gänge... Halt, halt, halt... Um Himmels Willen. Du willst doch nicht so gehen?“, entfährt es Sanjay nachdem er seinen Freund richtig anschaut.
„Was denn? Sieht doch cool aus. Schließlich ist es doch nicht meine Hochzeit!“, entgegnet Arian, der nun die Tür wieder schließt um sich weiter im Spiegel zu betrachten.
„Ich schwöre es dir, ich zieh dir die Ohren lang. Du ziehst auf der Stelle etwas anderes an. Mit Jeans gehst du mir nicht auf die Hochzeit von deiner besten Freundin! Und nun mach schnell, die
anderen sind schon 20 Minuten weg und wegen dir muss ich noch hier bleiben. Die Gäste werden sicher gleich eintreffen und dann wird die Hochzeit bald anfangen!“, redet Sanjay drauf los und
währenddessen sucht im Kleiderschrank (in dem ja immer noch Sachen von Arian hängen) etwas passenderes heraus.
„Das hier ziehst du an... Aber mach hin!“, sagt er dann und verlässt sein Zimmer wieder.
Endlich können die zwei das Haus verlassen, nachdem Arian sich umgezogen hat und sich von Sanjay mit ziehen lässt.
Da sie nun eine ganze Weile gelaufen sind könnte Sanjay Arian am Liebsten verfluchen, nur dank ihm konnten sie nicht im Auto mitfahren.
„Endlich...“, macht Sanjay erleichtert, als er das Gebäude schon von Weitem sieht, es ist prachtvoll geschmückt, draußen hat man das Gefühl die Hochzeit findet hier vorne statt, anstatt im
Gebäude.
Den großen Saal betreten, blickt sich Arian überrascht um, es sieht ja drin noch schöner aus als außerhalb.
Zuerst merkt er gar nicht, dass alle Blicke auf ihm ruhen, doch Sanjay findet seine Frau und den Rest sofort, während Arian noch beschäftigt ist mit Bestaunen des Raums.
Die zwei gehen einfach weiter, Arian hat keinen blassen Schimmer wo Sanjay ihn hinführt, er sieht ja noch nicht einmal wo er selbst hin läuft.
Bis Sanjay plötzlich stehen bleibt und Arian los lässt, er entfernt sich von ihm und geht zu den anderen.
Auch Arian bleibt stehen, aber nur weil er Sanjay nicht mehr an seiner Seite merkt, dann sieht er zu den Gästen die ihn alle anstarren.
Ist er im falschen Film, oder steht der Bräutigam nur wenige Meter hinter ihm?
Fragend dreht er sich weiter bis er nun Sanjay wieder sieht, neben ihm seine Eltern, die von Priya und... und Suhana?
Was soll das Ganze? - das Fragezeichen ist deutlich in seinem Blick zu sehen.
Die anderen, ihm nun gegenüber, grinsen einfach nur, Suhana hat Tränen in den Augen.
Was um alles in der Welt geht hier vor?
Lange kann er allerdings nicht darüber nachdenken, denn das einzige was er jetzt zu hören scheint, die ganzen Gespräche im Saal überhört er, sind Fußglöckchen.
Fußglöckchen die um Fußgelenke spielen, anschließend Armreifen, die an Handgelenken zu klingen beginnen.
Diese Gangart... ohne zu sehen wer da näher kommt kennt er die Antwort, denn auch sein Herz spielt gerade verrückt.
Er will sich nicht umdrehen, doch wenn er es nicht tut glaubt er den Verstand zu verlieren.
Mit fragendem Blick, eine Augenbraue leicht in die Höhe gezogen, dreht er sich nun zu den Treppen, des großen Saals, um.
Er glaubt zu Träumen, sein Blick findet sofort was er gesucht hat.
Sie sieht atemberaubend aus!
Sie hält sich an ihren Schwestern fest, den Blick gesenkt, er sieht das sie den Schleier über dem Gesicht hat, doch er ist sich sicher dass sie auf den Boden blickt.
Mit Widerstand nähert sie sich langsam in seine Richtung, ihre Schwestern blicken direkt zu ihm, ab und zu auf Priya um sie weiter zu ziehen.
Sein Herz wird mit jedem Schritt, den sie auf ihn zu kommt, schneller und es droht ihm kurz bevor sie angekommen ist still zu stehen.
Er würde gerne die Augen schließen, aber er hat angst, dass er etwas verpasst oder das alles hier wirklich nur ein Traum ist.
Ihren Widerstand, näher zu kommen, versteht er vollkommen falsch, er denkt sie will sich dagegen währen...
Außerdem ist ihm schleierhaft warum Priya im Hochzeitssari hier ist, sie ist doch schon längst verheiratet, oder?
Soll er jetzt daran zweifeln, aber warum würden Suhana und Sanjay dann sagen, dass Suhana heiratet und Sanjay Priya geheiratet hat?
Sein Blick ruht immer noch auf ihr, am Liebsten würde er jetzt einfach zu ihr gehen und sie mit sich nehmen, doch dazu hat er zum Einen nicht den Mut und zum Anderen weiß er nicht was hier vor
geht, doch so langsam dämmert es ihm.
Kann es sein, dass hier ihre Hochzeit statt findet und nicht die von Suhana?
Hat sie Sanjay nicht geheiratet und wenn nein, wen hat er dann geheiratet, hat er überhaupt geheiratet?
Was ist wenn Suhana und Sanjay geheiratet haben, es ihm nicht gesagt haben und nun…
Wieder taucht in ihm kurz die Frage auf, wo der Bräutigam wohl steht zu dem Priya geführt wird.
Doch warum kommt Priya auf ihn zu und das noch nicht einmal freiwillig, sie muss doch dann von all dem wissen.
Nun bleibt Priya, immer noch gestützt von ihren Schwestern, vor ihm stehen und er hat den Blick immer noch nicht von ihr genommen...