Die Tage vergehen und Priya ist immer noch im Haus der Talwas, fühlt sich bereits wohl und zu Hause, vor allem dann wenn sie in Arians/ihrem Zimmer ist, eines seiner Hemden in den Händen hält um
ihm so nah zu sein.
Allerdings ist sie in diesem Moment weder in ihrem Zimmer, noch hat sie eines seiner Hemden bei sich. Sie sitzt unten im Wohnzimmer, überlegt ob sie lieber Fernsehen möchte oder doch lieber die
Musik anstellen soll. Sie ist allein zu Hause, alle anderen sind Einkaufen gefahren doch sie wollte nicht mit - seit Tagen geht sie schon nicht raus. Das Wetter ist wunderschön draußen, die Sonne
scheint und meist ist es Abends etwas am Regnen. Da sie sich aber immer noch nicht zwischen dem Fernseher und der Musikanlage entscheiden kann, bleibt beides aus.
Etwas geistesabwesend steht sie vom Sofa auf um nach oben zu gehen, als plötzlich das Telefon klingelt und sie leicht zusammen zuckt. Sie dreht sich wieder zum Wohnzimmer um und geht mit
schnellem Herzklopfen ans Telefon. Ihre Herzschläge überrollen sich fast, aber das kann doch nicht nur an dem Klingeln liegen, das sie erschreckt hat, oder?
Sie hebt den Höher ab und meldet sich, wie sie es bereits öfters getan hat, seit dem sie hier ist, mit dem einfachen Wort „Hallo!?“ - was soll sie auch großartig sagen?
„Priya?“, fragt die Person an der anderen Leitung, mit einem Hauch Freude in der Stimme, gefolgt von Trauer. Doch nun schlägt Priyas Herz nur noch schneller, es hat erkannt wessen Stimme ihr Ohr
erreicht hat. Da ihr etwas schwarz vor Augen wird hält sie sich am Sofa fest. Sie beginnt schwer zu atmen und legt ihre Hand auf ihre Brust, um ihren Herzschlag irgendwie zu befehlen es solle auf
hören so gegen ihre Brust zu schlagen. „Arian?“, fragt sie dann heiser und lehnt sich an das Sofa an, ihre Beine fühlen sich wie Wackelpudding an. Sie braucht etwas mehr halt.
„Ja. Ähm, sind Sanjay oder Suhana da?“, fragt er dann, versuchend sich zu konzentrieren „Nein, die sind vor ein paar Minuten erst weg gefahren. Ich weiß nicht wann sie wieder kommen. Aber kann
ich ihnen etwas ausrichten?“, entgegnet Priya. Sie selbst wundert sich wie sie so ruhig klingen kann. „Nein, nicht nötig. Ich wollte nur wissen wie es euch geht!“, meint Arian dann. „Nun, dass
kannst du mich ja auch fragen, oder?“, lacht sie nun leicht und merkt wie ihre Beine sich wieder normal an fühlen. Der schnelle Herzschlag bleibt aber, wird nur durch Schmetterlinge in ihrem
Bauch unterstützt.
„Da hast du recht. Also, wie geht es euch?“, fragt er dann, lacht ebenfalls etwas dabei. „Ich denke einigen geht es besser, als anderen.“, antwortet Priya etwas bedrückt. Sie merkt gar nicht,
dass sie den Satz anders hätte sagen sollen, denn Arian denkt nun sie meint damit Suhana und nicht sich. „Aber wie geht es dir? Gefällt dir deine Rolle?“, fragt sie dann weiter und muss wieder zu
lächeln beginnen. „Wie soll es mir schon gehen, Priya? Das was ich brauche, ist bei euch und bekommt gerade jemand anderes. Und was meine Rolle angeht, ich kann sie gut spielen. Das Stück ist
schön, es ist sehr realistisch!“, antwortet er dann ernst. Priya versteht zwar nicht ganz, was er mit seinen ersten Sätzen meint, belässt es aber dabei. „Darf ich fragen, seit wann du schon bei
den Talwas bist?“, fragt er dann, um die Stille die bis eben herrschte zu unterbrechen. Diese Stille, in der man das Knistern hören kann - und das ohne das die zwei sich gegenüber stehen - in der
man das Atmen des anderen hört ohne darauf zu achten. „Seit dem Tag, nach der Hochzeit von...“, will sie gerade beginnen, doch schon unterbricht Arian sie. „Achso, na schön. Ich wollte dann
eigentlich auch nicht den ganzen Tag stören. Du bist bestimmt beschäftigt!“, meint er. „Du störst nicht, ich finde es schön das ich mal mit jemandem reden konnte. Und stell dir vor, du hast mich,
nach... ach was weiß ich wie vielen Tagen, wieder zum Lächeln gebracht!“, entgegnet sie dann. „Das freut mich zu hören. Aber warum sollte dir das Lächeln vergehen? Du hast doch alles.“, entfährt
es ihm.
„Nein, Arian. Das wichtigste Fehlt mir. Etwas, was nur du mir geben kannst.“, antwortet sie ihn Gedanken. „Nun ja, alles ist nicht immer das was man vielleicht will!“, antwortet sie
stattdessen. Wäre nicht jetzt der Zeitpunkt, um ihm endlich zu sagen, dass sie ihn auch liebt? Worauf wartet sie denn dann noch?
„Wie auch immer. Du, Priya ich muss nun echt aufhören, tut mir leid!“, unterbricht er ihren kurzen Gedankengang. „Ähm. Arian ich...“, meint sie dann etwas unbeholfen, doch stoppt bevor sie endet.
Sie bekommt die Wörter einfach nicht über die Lippen. „Ja? Du?“, fragt er dann, etwas in Eile, jedoch voller Neugier. „Ach, schon okay. Machs gut.“, lenkt sie dann ab. „Du auch. Man hört sich!“,
lächelt er dann, wenn Priya ihn nun sehen könnte, wie enttäuscht er ist.
Langsam lässt Priya den Hörer sinken unglaublich, dass sie wirklich mit ihm geredet hat und dann die Chance vermasselt hat, es ihm zu sagen. Sie geht langsam nach oben, in ihr Zimmer, dass sie
bewohnt und greift zu dem Hemd, welches auf ihrem Bett liegt und drückt es fest an ihre Brust, sein Duft hängt immer noch daran. Sie glaubt es ist kindisch, mit einem Hemd, dass ihm gehört sich
ihm so näher zu fühlen. Doch ist es kindisch? Wenn ja, ist Liebe denn dann auch kindisch? Sie weiß es nicht, denn sie hat vorher noch nie so geliebt, so geliebt wie sie es jetzt gerade tut. Sie
geht auf das Fenster zu und lehnt sich an die Wand, Arians Hemd in der Hand halten schließt sie die Augen und spürt Tränen die ihr die Wange hinunter rinnen.
Nach wenigen Sekunden, die ihr viel länger vorkommen öffnet sie die Augen wieder, dreht sich von dem Fenster weg und setzt sich aufs Bett. Ihr kommt ein Song in den Sinn, den sie schon länger
nicht mehr gehört hat. Es ist genau der selbe Song, der lief, als Arian ihr Zimmer und die Stadt verließ. Warum ihr genau dieser Song in den Sinn kommt weiß sie auch nicht, der Text passt
irgendwie zu ihrer Stimmung innerlich. Sie legt sich in dem Bett zurück, in die Kissen, drückt das Hemd von Arian immer fester an sich. Mit den Gedanken an ihn und ihre gemeinsame, zwar kurze,
Zeit schließt sie die Augen wieder.
Sie träumt, halb in ihrer wahren Traumwelt, davon nun nah bei Arian zu sein der ihr seine Hand reicht. Lächelnd ergreift sie seine und wird mit leichtem Druck zu ihm gezogen, sie schaut ihm genau
in die Augen und beginnt augenblicklich zu lächeln. Er beginnt ebenfalls zu lächeln, und beginnt sich langsam zum Takt der Melodie zu bewegen.
Priya ist nun ruhig eingeschlafen, ohne das sie es gemerkt hat. Doch ist ihr Wunschträumen noch nicht vorbei, denn ihre Gefühle lassen ihre Gedanken spielen. Diese wiederum übertragen sich auf
ihre Träume und lässt sie in ihrem Traum dem Menschen nah sein, den sie am meisten vermisst.
Auf einer großen, freien Straße steht Priya in ihrem blauen Sari, den Blick auf die weite Straße gerichtet und sich fragend was sie hier macht. Langsam beginnt sie einen Fuß vor den anderen
zu setzen, die Straße ist unbefahren was sie nur noch größer wirken lässt. Eine leichte Brise umgibt sie und sie beginnt zu lächeln, bis der Regen fällt und sie sich verwundert dem Himmel zu
wendet, doch sie kann nicht lange darüber nach denken, denn schon hört sie eine bekannte Melodie und Kinder die zu Singen beginnen. Priya beobachtet die Kinder eine ganze Weile und lächelt vor
sich hin. Die Pfützen bilden sich vor ihren Füßen und sie schwingt den Fuß in ihnen hin und her. Sie dreht sich im Kreis, ihr Sari ist bereits durchnässt doch das stört sie nicht, es ist ein
wunderschönes Gewühl. Sie fühlt sich frei und ihr ist total nach tanzen, doch etwas fehlt...
Doch eh sie an die Person überhaupt einen Gedanken wendet erklingt eine männliche, ihr bekannte Stimme, die ihr Herz höher schlagen lässt. Arian kommt nun an den tanzenden Kindern vorbei und
bleibt vor ihr stehen, schaut Priya an und singt dann weiter. Priya lächelt darauf nur. Nun lächelt Arian Priya an, diese geht einige Schritte zu ihm und bleibt kurz vor ihm stehen.
Arian geht einige Schritte zurück reicht Priya seine Hand und blickt sie auffordernd an.
Priya beginnt nur zu grinsen, ergreift seine Hand und lässt sich zu ihm ziehen. Zu zweit tanzen die zwei zur Melodie, ihre Sachen sind durchnässt der Regen prallt nur so an ihnen hinunter und
umhüllt sie mit der Wärme der Regentropfen. Die zwei genießen die Nähe und Wärme des jeweils anderen, dass sie Raum und Zeit völlig vergessen. Arian umfasst ihren Rücken, drückt sie noch näher an
sich und lässt seine Wange an ihrer entlang streifen. In seinen Armen lässt Priya sich zurückfallen und spürt seine Hand, an ihrem Rücken, die sie leicht wieder nach oben zu ihm holt.
Die zwei wissen, dass sie nirgends wo hin wollen und auch wollen sie, dass der Traum nicht endet. Dies ist ihre einzige Möglichkeit sich näher zu kommen und die wollen sie nutzen und aus
tiefstem Herzen genießen.
Priya schließt die Augen, als Arian sie erneut in ihre Arme zieht und sie so dreht dass ihr Rücken an seiner Brust liegt. Ihr Oberkörper hebt und senkt sich in einem schnellem Tempo, sein
Finger, der ihre Wange entlang hinunter zu ihrem Hals streift, löst eine Gänsehaut in ihr aus. Er dreht sie wieder zu sich und sie öffnet die Augen, schaut ihm nun in seine die sie warm und
voller Liebe anschauen. Er kommt ihr näher und küsst fordernd ihren Hals entlang, sodass Priya heiß und kalt zu gleich wird. Anschließend löst er sich von ihrem Hals und löst auch den Griff an
ihren Hüften wieder.
Nun zupfen die Kinder den beiden an den Sachen, die zwei schauen erst die Kinder an und dann sich, anschließend zucken sie mit den Schultern.
Arian greift nach Priyas Arm, sodass sie in ihrem Tanzschritt inne hält und ihn fragend anschaut. Er geht auf sie zu und hebt seine Hand um ihr eine nasse Haarsträhne aus dem Gesicht, hinter
ihr Ohr zu streifen. Seine Augen ruhen auf ihren Augen und drohen darin zu versinken - wie sehr er diese Frau doch liebt. Sein Herz schreit nach dieser Frau, sodass ihm das denken schwer fällt
und sein Handeln selbst unbewusst ist. Sein Blick streift über ihren nassen Sari, den er nur zu gut kennt und zaubert ihm ein zufriedenes und verträumtes Lächeln auf die Lippen.
Als er ihre Hand auf seiner Wange spürt schaut er zu ihr auf und liest ein undefinierbares Funkeln in ihren Augen. Das die beiden sich immer noch zur Musik bewegen ist ihnen gar nicht klar,
aber auf einmal bleiben sie regungslos voreinander stehen. Immer mehr entfernen sich die zwei voneinander, obwohl sie es gar nicht wollen. Unbegreiflich, was hier gerade passiert, schauen sie
sich einfach nur an. Erst als beide den jeweils anderen nicht mehr an sich spüren und ihnen am Körper kalt wird merken sie was hier vor geht. Doch eh sie sich wieder fassen können sind sie schon
weit voneinander entfernt, wie ein Laufband das sie in unterschiedliche Richtungen schickt. Doch die Blicke können sie einfach nicht voneinander lösen, bis sie sich nicht mehr sehen.
Mit einem Mal sitzt Arian hellwach in seinem Bett, ein Schauer läuft ihm den Rücken entlang und er glaubt zu spinnen. Der Traum schien ihm so realistisch, dass er das Gefühl hat er muss nur
aufstehen, die Tür öffnen und Priya steht vor ihm. Doch er weiß das dies nicht möglich ist, sie ist in Goa, weit entfernt von ihm. Er ist froh das heute Sonntag ist, so muss er nicht zum Dreh.
Erst einmal möchte er duschen gehen, wie er an den Traum denkt fällt ihm ein woher ihm dieses Lied bekannt vor kommt. An dem Tag, als er Priya das letzte Mal sah, spielte genau dieses Lied in
ihrem Zimmer.
Allerdings fällt ihm ein ganz anderes Lied ein, welches er nun vor sich hin summt, er weiß nicht warum ihm genau dieses Lied einfällt, wobei er es gar nicht mag. Doch es ist ihm einfach so in den
Sinn gekommen und als ihm der Text, des Liedes, einfällt merkt er wie gut es doch zu seiner jetzigen Situation passt. Als er sich fertig gemacht hat, setzt er sich an seinen Schreibtisch und
schreibt den Text, von genau diesem Lied auf, in Gedanken allerdings ist er in seiner Fantasiewelt, da wo er Priya nah ist.
Er selbst wusste gar nicht, dass er den Text ohne das Lied zu hören auswendig auf einem Blatt notieren kann. Er merkt wie sehr ihm dieser Text doch auf den Leib geschrieben ist. Seine Blicke
streifen von einer Zeile zur nächsten, auf die Wörter die er aufs Papier bringt. Total konzentriert schaut er auf seine Wörter, die das Blatt füllen, als ob ihn eine mächtige Kraft dazu leitet.
Unbegreiflich wie ihm ohne genau über den Text nach zu denken der richtige Text aufs Blatt kommt. Wie weh es ihm tut diese einzelnen Sätze zu schreiben, zu sehr fühlt er diesen Text. Er hört ihn
nicht, doch hat er das Gefühl der Text hat sich in sein Hirn gebrannt, dabei hat er das Lied nur ein oder zwei Mal gehört. Unbeschreiblich, wie nah er sich diesem Text fühlt, wie nah er sich
seinen eigenen Gefühlen ist und das in diesem Augenblick. Nie möchte er diese Gefühle vermissen, wie er geglaubt hatte Liebe sei nichts schönes - würde mit Schmerzen beginnen und aufhören. Ja,
Liebe besteht aus Schmerzen, die spürt er gerade, doch begann es nicht mit Schmerzen und jedes mal wenn er an Priya denkt spürt er nichts als Glück und Zufriedenheit.
Die letzten Wörter geschrieben, lässt er den Stift langsam auf den Tisch sinken. Blickt noch einmal über sein Geschriebenes und glaubt es immer noch nicht. Er schließt für wenige Sekunden die
Augen, denkt an Priya und steht dann auf. Den Zettel lässt er einfach auf dem Tisch liegen und geht in die Küche. Dort macht er sich erst mal etwas zu Essen, er hat plötzlich wahnsinnigen Hunger.
Doch als das Essen fertig vor ihm steht ist ihm der Hunger bereits vergangen.
*****
Weitere Tage vergehen, mal schnell sodass man sie kaum bemerkt und manchmal ziehen sie sich in die Länge wie Kaugummi. Priya hat auf gehört die Tage zu zählen, in denen sie weder etwas von Arian
noch von ihrer Familie hört. In ihrem Zimmer, im Haus der Talwas, sitzt sie nun allein und schaut an die Wand gegenüber von ihr. Einzelne Tränen bannen sich den Weg, aus ihren Augen ihre Wange
entlang, doch sie merkt davon nichts. Ihr ist alles egal geworden, wie sehr sie sich manchmal ihre nervigen Schwestern wünscht die sie sicher jetzt auf andere Gedanken bringe würden. Und dann ist
da der Gedanke, der ihr immer und immer wieder kommt, was wäre wenn Arian jetzt hier wäre?
Sie hört das klingeln der Haustür nicht einmal, so vertieft ist sie in ihren Gedanken. Das laute Klopfen an der Tür weckt sie nun doch aus ihren Tagträumen und lässt sie leicht zusammen zucken.
„Ja?“, fragt sie, setzt sich etwas bequemer hin und wischt sich die Tränen weg, da sie diese nun auf ihren Wangen spürt. Suhana steckt ihren Kopf zur Tür hinein und lächelt Priya etwas erfreut
und zu gleich entschuldigend an. „Deine Eltern sind da.“, meint sie dann knapp.
„Was? Lass sie rein!“, meint sie dann nach kurzen Zögern, sie glaubt es nicht das ihre Eltern hier sind. Suhana tritt nun vollständig ein und öffnet die Tür ganz, bittet somit Priyas Eltern in
das Zimmer. Diese nehmen das Angebot dankend an und als sie drinnen sind ist das Erste was sie suchen und finden ihre Tochter. Geeta tritt einige Schritte auf Priya zu und umarmt sie erst einmal
fest - wie sehr sie ihre Tochter doch vermisst hat. Mit Tränen in den Augen betrachtet sie sich ihre Tochter. „Kind, warum bist du so dünn? Bekommst du nichts zu essen, oder willst du nichts
essen?“, fragt sie dann. „Was wohl, Geeta. Sicher ist ihr nicht nach essen.“, wirft nun ihr Vater etwas streng ein und geht nun auch auf seine Tochter zu. „Warum hast du nicht angerufen, Kind?
Ich hab mir Sorgen gemacht!“, meint er dann, versuchend seine Gefühle zu unterdrücken, doch kann er es nicht verhindern und umarmt seine Tochter. „Wir vermissen dich alle schrecklich und wir
möchten, dass du zurück kommst. Auch ich! Ich habe die letzten Tage genug Zeit gehabt über deine Worte nach zu denken.“, sagt er und blickt seine Tochter ernst an. „Vater, es tut mir leid. Ich
hätte nicht einfach gehen sollen. Ich war nur verletzt... dein Urteil tat mir weh.“, entgegnet Priya und blickt auf den Boden, versuchend nicht gleich wieder in Tränen aus zu brechen. „Dir muss
nichts leid tun. Wenn jemandem etwas leid tun müsste dann mir. Denn ich bin derjenige gewesen, der es zu gelassen hat, dass du gehst.“
„Nein, Vater ich muss es akzeptieren, dass du Arian nicht als Schwiegersohn haben möchtest. Auch wenn es mir schwer fällt.“, erklärt sie dann und merkt wie ihr eine Träne die Wange hinunter
rinnt. Ihr fällt es schwer darüber zu sprechen und das merken ihre Eltern. „Komm, Kind. Setzt dich erst mal hin!“, meint dann ihr Vater und führt sie auf das Bett, wo sie sich zu dritt nieder
lassen.
„Ist das wirklich dein Zimmer, Liebes? Hab ich dir nicht immer gesagt, du sollst dein Zimmer sauber halten? Wie sieht es denn hier aus?“, meint plötzlich ihre Mutter, die sich bis eben im Zimmer
umgesehen hat. „Das Zimmer gehört eigentlich Arian und nicht mir. Ich wollte es nur gerne haben. Er ist ja nicht da und da er es so verlassen hat hab ich es so gelassen!“, erklärt Priya mit einem
Lachen, ihr war klar das ihrer Mutter das auffallen würde. Auch Rajesh lacht nun auf. „Geeta, so was fällt auch nur dir auf.“, meint er dann vorwurfsvoll. „Was denn? Ich mach mir doch nur
Sorgen.“, verteidigt Geeta sich dann. „Du machst dir über alles und jeden Sorgen, dass ist schon Gewohnheit!“, meint Rajesh dann leicht lachend. „Ja und? Lass mich doch. Priya, darf ich fragen
warum du immer noch deinen blauen Sari trägst?“, fragt ihre Mutter dann, nachdem ihr aufgefallen ist, dass Priya das selbe trägt wie an dem Tag als sie hier her kam. „Ganz einfach, Mama. Das ist
so: Ich mag diesen Sari, er ist ein Geschenk, von einem Menschen, der mir einiges genommen hat. Der Sari ist ein wie soll ich sagen... ein Erinnerungsstück! Und wenn du denkst ich habe diesen
Sari jeden Tag an dann liegst du da nicht ganz falsch, denn sobald er mal nicht in der Wäsche ist trage ich ihn!“, meint sie dann. Ihre Mutter nickt verständlich und macht sich so ihre Eigenen
Gedanken. „Geeta, liebste Frau. Nun lass uns erst mal darüber reden worum wir gekommen sind. Für deine Fragen hast du danach noch genügend Zeit.“, unterbricht Rajesh seine Tochter und seine Frau.
„Priya, wir sind nämlich wegen etwas Wichtigem gekommen. Okay, deine Mutter hat mich gezwungen.“, meint er dann und blickt seine Tochter ernst an.
Priya beschleicht eine leise Ahnung, von dem was ihre Eltern hier wollen, allerdings behagt ihr das gar nicht. „Ihr seit doch nicht gekommen, um mir zu sagen, dass auch wenn ich Sanjay nicht
geheiratet hab ich trotzdem einen von euch ausgesuchten Mann heiraten muss?“, fragt sie nach und blickt ihre Eltern abwechselnd an. Geeta und Rajesh schauen sich an, als ob sie genau das von ihr
wollen. „Papa, Mama, dass könnt ihr mir nicht antun.“, beginnt sie und schüttelt eifrig mit dem Kopf. „Das ist nicht der einzige Grund warum wir hier sind, Priya!“, beginnt ihr Vater. „Warum seit
ihr sonst hier? Ich verstehe euer Kommen nicht, ihr hättet mir das auch sagen können wenn ich nach Hause gekommen wäre!“, meint sie. „Du hast recht. Aber dein Vater wollte sich bei dir
entschuldigen!“, sagt dann ihre Mutter und deutet ihrem Mann an er solle nun auch das tun was er wollte, oder sein Vorhaben zu ende führen.
„Sie hat recht, Priya. Es war falsch, dass ich so mit dir geredet hab. Du wolltest mir nur sagen, wie es in dir aussieht. Das akzeptiere ich und ich muss damit klar kommen. Das werde ich auch,
sowie ich akzeptiert habe, dass du ihn geliebt hast.“, erklärt ihr Vater dann. „Vater, du brauchst nichts akzeptieren, was du nicht willst. Denn weder akzeptiere ich, dass du so mit mir geredet
hast noch akzeptiere ich das du nicht akzeptierst dass ich Arian nicht nur geliebt habe sondern immer noch liebe!“, entgegnet sie ihm dann. „Wenn du glaubst ich verurteile Arian, liegst du
falsch. Ich habe auch nie gesagt, dass ich ihn mir als Schwiegersohn nicht vorstellen kann. Das kann ich, doch will ich nur das du glücklich bist und denkst du Arian kann dich glücklich
machen?“
„Seit dem ich Arian kenne weiß ich erst was Liebe ist und da willst du mir jetzt sagen, du glaubst er könnte mich nicht glücklich machen? Wenn du ihn nur einmal richtig kennen gelernt hättest,
würdest du wissen wie er ist und vor allem wie er Frauen gegenüber ist. Ich habe noch nie einen so liebenswerten und zuvorkommenden Jungen kennen gelernt wie Arian.“, sagt sie dann bestimmt und
mit fester Stimme. Ihr ist nicht mehr nach sitzen, zu mindestens will sie nicht mehr neben ihren Eltern sitzen, die ihr irgendwie das Gefühl geben sie darf ja nichts falsches sagen.
„Nun gut. Zum einen könnte ich akzeptieren, dass du Arian liebst und zum andern ändert das nichts daran, dass du trotzdem heiraten musst!“, erklärt ihr Vater bestimmend. „Ich hab echt das Gefühl
es geht euch nur ums Heiraten, als ob ihr mich los werden wollt. Ihr seit mich doch schon los, oder etwa nicht? Und egal ob du es akzeptierst oder nicht, du willst doch nicht das ich ihn heirate,
dann verstehe ich nicht warum du es akzeptieren willst!“, meint Priya nun und schaut ihren Vater an. „Kind, du verstehst mich nicht!“, spricht Rajesh und erhebt sich nun auch vom Bett. „Nein,
dass tue ich wirklich nicht. Ich will es auch gar nicht. Aber du verstehst mich ja auch nicht. Ihr beide versteht mich nicht. Ihr wollt mich einfach nicht verstehen!“, sagt Priya. Ihre Mutter
steht nun auch auf und geht auf Priya zu. „Priya, ich verstehe dich sehr wohl. Doch du musst auch deinen Vater verstehen!“, weist ihre Mutter sie nun darauf hin. „Was ist mit dir? Was willst
du?“, fragt Priya plötzlich, womit ihre Mutter nicht gerechnet hat. „Mir ist egal, wen und wann du heiratest wenigstens es ist der Richtige und der Richtige Zeitpunkt für dich.“, meint ihre
Mutter dann und streicht ihrer Tochter liebevoll die Wange. Ihr steigen Tränen in die Augen und Priya sieht in ihren Augen, dass ihre Mutter nichts anderes möchte, als dass Priya das selbst
entscheidet. Geeta wendet danach jedoch den Blick zur Seite und wendet sich somit von Priya ab.
„Siehst du, auch deine Mutter will, dass du heiratest!“, meint dann Rajesh. „Papa, hast du nicht zu gehört? Du drehst ihr ja die Worte im Mund herum. So hat sie es nicht gesagt.“, beginnt sie,
sieht zu ihrem Vater und wendet sich dann zu ihrer Mutter. „Mama, den einzigen den ich heiraten will ist Arian! Außer...“, will Priya gerade anfangen. „Außer was?“, fragt ihre Mutter nun
neugierig und schaut ihre Tochter mit großen Augen an. Priya blickt zu Boden, ihr ist unbegreiflich das sie wirklich daran gedacht hat, doch sie blick anschließend wieder zu ihrer Mutter auf.
„Außer du möchtest es nicht...“, meint sie dann und schluckt dabei schwer. Sie schließt die Augen, versuchend nicht gleich um zu kippen, sie hat es tatsächlich laut ausgesprochen. Ihre Mutter
schaut sie nun nicht mehr neugierig an, eher wehmütig, weil sie weiß wie sehr Priya Arian liebt, dass ist ihr deutlich anzusehen „Priya, bitte, tue es für deinen Vater… und für mich.“, meint
Priyas Mutter, der nun eine Träne die Wange entlang rinnt.
Priya blickt erneut zu Boden und beginnt langsam mit dem Kopf zu nicken, ein leises „Okay.“ ist von ihr zu hören.
Ihre Mutter deutet ihrem Mann an, dass sie jetzt besser gehen sollten, denn das wäre das Beste für Priya. „Wir können nicht verlangen, dass du jetzt mit uns nach Hause kommst. Wir werden dann
jetzt gehen!“, meint Geeta und ergreift für einige Augenblicke Priyas Hand. „Danke.“, fügt sie leise hinzu und haucht ihrer Tochter einen Kuss in die Haare. Dann verlässt sie mit ihrem Mann das
Zimmer und blickt noch einmal zu ihrer Tochter.
Als Priya die Tür ins Schloss fallen hört sinkt sie zu Boden und vergräbt ihr Gesicht in ihre Hände, sie beginnt zu schluchzen und Tränen suchen sich den Weg aus ihren Augen. „Was hab ich nur
getan?“, fragt sie sich dann verzweifelt.